
600 Jahre jüdische Kultur und Geschichte
Für aktives Erinnern

Ein Ort findet sein Thema...
Der „Junkernhof“ in Meimbressen bildet seit Jahrhunderten einen wichtigen historischen Bezugspunkt für die Identität des über 1100 Jahre alten Dorfes. Als Stammsitz der Wölffe von Gudenberg erinnert er an die frühere Funktion dieser Familie als Grundherrin des Dorfes. Über viele Generationen hinweg übte sie auch das Schutzrecht für die hier lebenden Jüdinnen und Juden aus.
An diese Verbindung zwischen Familien- und Ortsgeschichte und dem Leben der jüdischen Minderheit will unser Verein anknüpfen. Er wendet sich zum einen an die heutigen Meimbresserinnen und Meimbresser, die das 600jährige Zusammenleben mit jüdischen Nachbarn nur noch aus den Erzählungen kennen. Und er sucht zum anderen den Kontakt zu den Nachfahren der jüdischen Familien des Dorfes, die heute in anderen Ländern zu Hause sind. Durch seine Aktivitäten möchte er dazu beitragen, die Menschen in der gesamten nordhessischen Region mit dem Reichtum der jüdischen Kultur in Kontakt zu bringen.
Aktuelles
7. Oktober 2025
Wir stehen an der Seite der Jüdischen Gemeinde Kassel und gedenken gemeinsam aller Opfer des grausamen Massakers von Hamas-Terroristen in Israel vor zwei Jahren.
#RememberTogether

Ein Leben gegen Rassismus
Nachfahre von jüdischer Familie aus Meimbressen sprach mit HGS-Schülern
von Markus Löschner
Grebenstein – „Rassisten bekommen überall in Europa mehr Macht. Das ist eine gefährliche Zeit.“ Wenn Peter Loewenstein über Rassismus spricht, weiß er, wovon er redet. Seine Familie stammt aus Meimbressen, dort sind seine Urgroßeltern auf dem jüdischen Friedhof begraben.
Seine Großeltern wurden von den Nazis ermordet, seine Eltern flohen zunächst in die Niederlande, dann nach Südafrika. Dort verbrachte Loewenstein seine ersten acht Lebensjahre, bis die Familie, die in einem liberalen Staat leben wollte, das Land wegen der Rassenpolitik verließ. Als junger Mann musste er selbst fliehen, als er sich in Rhodesien gegen Rassismus und gegen die Regierung engagierte. Auch in England, wo Peter Loewenstein Psychologie, Sozialarbeit und Informatik studierte und später als Professor arbeitete, beobachtete er immer wieder Rassismus, der sich besonders gegen Asiaten richtete. Heute berät der 78-Jährige in seiner Heimat Nottingham Asylsuchende in juristischen Fragen.
Das erzählte Loewenstein Schülerinnen und Schülern der Abschlussklassen an der Grebensteiner Heinrich-Grupe-Schule (HGS). Auch das Geschehen in Israel sprach Loewenstein an. So sehr er die Terrorangriffe der Hamas verurteilt, so wenig hat er Verständnis für das israelische Vorgehen gegen die arabische Bevölkerung [im Gazastreifen]: „Was jetzt passiert, ist unmöglich zu begreifen.“
Fragen aus dem Plenum bezogen sich auf seine Familie, auf Ausreisemöglichkeiten für Juden aus Deutschland während des Nationalsozialismus und ob sich Juden durch die Abkehr von ihrem Glauben schützen konnten. Wie er sich heute fühle, wenn er in Deutschland sei, wird er gefragt. „Gut!“ Für Loewenstein ist Deutschland ein schönes Land, er schätzt die Landschaften, hat hier Freunde. „Die Deutschen sind ein Land wie andere Völker. So etwas wie damals kann überall passieren“, ist er sich sicher und ergänzt: „Ich fühle mich nicht als Deutscher, ich fühle mich als Mensch.“
Von einer Schülerin gefragt, wie man denn auf Rassismus reagieren könne, erklärt Loewenstein: „Wir müssen Rassismus entgegentreten, dürfen rassistische Äußerungen nicht durchgehen lassen.“ Er setzt darauf, bestimmt und höflich zu widersprechen – innerhalb der Familie, dem Freundeskreis und überall.
Heute Stolpersteinverlegung
Der Verein „Judaica in Meimbressen“ setzt heute [30.9.2025] ab 10 Uhr das Verlegen von Stolpersteinen vor den ehemaligen Wohnhäusern von vertriebenen und ermordeten Juden aus Meimbressen fort. Mittlerweile habe der Verein 84 jüdische Dorfbewohner ermittelt, die Anfang 1933 in dem Dorf gelebt hatten, berichtete der Judaica-Vorsitzende Heinrich Neutze. Mitglieder mehrerer jüdischer Familien aus aller Welt werden zur Enthüllung der Messingtafeln erwartet. Auch die Abschlussklassen der Grebensteiner Heinrich-Grupe-Schule haben sich mit der Thematik befasst. Etwa 30 Schülerinnen und Schüler haben Lebensläufe jüdischer Dorfbewohner recherchiert und werden diese heute vortragen. Schulleiterin Martina Boye-Griesel dankte allen Beteiligten für ihr Engagement. Auch Peter Loewenstein, für dessen Familie weitere Steine gesetzt werden, wird mit seiner Frau und seinem Sohn dabei sein. „Für uns sind Stolpersteine ein sehr starkes Zeichen gegen das Vergessen,“ sagt Loewenstein.
Den gleichlautenden Zeitungsartikel in der HNA-Hofgeismarer Allgemeine finden Sie hier.
Peter Loewenstein hat im Rahmen der Stolpersteinverlegung einen bewegenden Vortrag über das Schicksal der Kinder der Familie Loewenstein gehalten. Den Text finden Sie hier.
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A life against racism
Descendant of a Jewish family from Meimbressen spoke with HGS pupils
by Markus Löschner
„Racists are gaining more power everywhere in Europe. These are dangerous times.“ When Peter Loewenstein talks about racism, he knows what he is talking about. His family comes from Meimbressen, where his great-grandparents are buried in the Jewish cemetery.
His grandparents were murdered by the Nazis, and his parents fled first to the Netherlands, then to South Africa. Loewenstein spent the first eight years of his life there until his family, who wanted to live in a liberal state, left the country because of its racial policies. As a young man, he himself had to flee when he became involved in the fight against racism and against the government in Rhodesia. Even in England, where Peter Loewenstein studied psychology, social work and computer science and later worked as a professor, he repeatedly observed racism, particularly against Asians. Today, the 78-year-old advises asylum seekers on legal issues in his home town of Nottingham.
Loewenstein shared this with pupils in their final year at the Heinrich-Grupe-Schule (HGS) in Grebenstein. Loewenstein also addressed the events in Israel. As much as he condemns the terrorist attacks by Hamas, he has little sympathy for Israel's actions against the Arab population [in the Gaza Strip]: „What is happening now is impossible to comprehend.“
Questions from the audience related to his family, opportunities for Jews to leave Germany during the Nazi era, and whether Jews could protect themselves by renouncing their faith. He was asked how he feels today when he is in Germany. „Good!“ For Loewenstein, Germany is a beautiful country; he appreciates the landscapes and has friends here. „The Germans are a country like any other. Something like what happened back then can happen anywhere“, he is certain, adding: „I don’t feel like a German, I feel like a human being”.
When asked by a pupil how to respond to racism, Loewenstein explains: „We must stand up to racism and not let racist comments go unchallenged.“ He believes in responding firmly and politely – within the family, among friends and everywhere else.
Stumbling stone („Stolpersteine“) laying ceremony today
The „Judaica in Meimbressen“ association will continue laying stumbling stones in front of the former homes of expelled and murdered Jews from Meimbressen today at 10 a.m. The association has now identified 84 Jewish villagers who lived in the village in early 1933, reported Judaica chairman Heinrich Neutze. Members of several Jewish families from around the world are expected to attend the unveiling of the brass plaques. The graduating classes of the Heinrich Grupe School in Grebenstein have also addressed the topic. Around 30 pupils researched the lives of Jewish villagers and will present their findings today. Headmistress Martina Boye-Griesel thanked everyone involved for their commitment. Peter Loewenstein, for whose family further stones will be laid, will also be there with his wife and son. „For us, stumbling stones are a very powerful symbol against forgetting“, says Loewenstein.
Peter Loewenstein gave a moving speech about the fate of the Loewenstein family's children during the Nazi era as part of the Stolperstein laying ceremony. You can find the text here.
Wir freuen uns, wenn Sie sich mit uns in Verbindung setzen:
+49 5677 839


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